Gewaltfreie Kommunikation

nach Marshall B. Rosenberg

Gewalt ist der tragische Ausdruck unerfüllter Bedürfnisse. (Marshall B. Rosenberg)

Was ist "Gewaltfreie Kommunikation"?

 

Ich verstehe darunter zweierlei:

Die "GfK" ist ein Kommunikationshilfsmittel, das zur erfolgreichen Konfliktbewältigung eingesetzt wird sowie auch eine innere Haltung, wobei der Fokus auf einer einfühlsamen Verbindung zu sich selbst und zu anderen liegt. 

 

Es liegen einige einfache, klar strukturierte Kommunikationshilfen vor, jedoch ist die Gewaltfreie Kommunikation nicht nur eine Technik, vielmehr eine Lebensphilosophie. 

 

Was ist lebendig in dir? Was würde dein Leben bereichern?

Das sind die zentralen Fragen der GfK. 

Ausdruck unserer Lebendigkeit sind unsere Gefühle, die wiederum auf unsere Bedürfnisse hinweisen.

Und nach Dr. Marshall B. Rosenberg sind diese der wesentliche Inhalt unserer menschlichen Kommunikation. Deshalb bezeichnet er auch "Gewalt" als einen tragischen Ausdruck unerfüllter Bedürfnisse. 

 

Auszug aus dem Buch "Das Herz gesellschaftlicher Veränderung" von Marshall B. Rosenberg:

Die GfK ist ein hochwirksamer Prozess, der Verbundenheit und mitfühlendes Handeln inspiriert. Die GfK liefert einen Rahmen für die Entwicklung von Fähigkeiten, die bei der Lösung menschlicher Probleme von Nutzen sind, angefangen von Problemen, die in engen persönlichen Beziehungen auftreten, bis hin zu weltweiten politischen Konflikten.

Die GfK kann sowohl präventiv als auch zur Lösung bestehender Konflikte eingesetzt werden. Mit Hilfe der GfK richten wir unsere Aufmerksamkeit auf die Gefühle und Bedürfnisse, die wir alle haben, statt ein Denken im Sinne entmenschlichender Etikettierungen sowie entsprechende sprachliche Äußerungen zu perpetuieren - die leicht als fordernd und feindselig verstanden werden und zur Gewalt gegenüber uns selbst, anderen und der Welt um uns herum beitragen können. 

Die GfK ermöglicht Menschen, einen kreativen Dialog zu beginnen, um ihre eigenen, sie völlig zufrieden stellenden Lösungen zu finden.

 

Sie möchten mehr wissen? 

Infos  und Termine zu meinen aktuellen Seminar-Angeboten, Seminar-Beschreibungen sowie weitere Infos, detaillierte Erklärungen und Beispiele zur Gewaltfreien Kommunikation finden Sie jeweils in den hinterlegten Links. 

 


Valentina Rosenberg, Simone Straub, Marshall B. Rosenberg - März 2011
Valentina Rosenberg, Simone Straub, Marshall B. Rosenberg - März 2011

 

Ein Beispiel:

Lisa (8) wird von ihrer Mutter angesprochen:

Mutter: "Wie sieht es denn in deinem Zimmer schon wieder aus? Das ist ja der reinste Schweinestall. Schon hundertmal hab ich dir gesagt, du sollst besser aufräumen. Ich bin wirklich enttäuscht von dir! Dass du auch nie zuhörst und tust was man dir sagt."

Lisa: "Das stimmt überhaupt nicht. Außerdem hab ich grade aufgeräumt. Mann, Mama, du nervst total. Nie bist du mit was zufrieden und ständig nörgelst du nur an mir rum. Lass mich bloß in Ruhe jetzt."

 

Konflikte entstehen, wenn Menschen übereinander urteilen, sich Vorwürfe an den Kopf werfen. Jeder meint, er wäre im Recht und dürfe sich über den anderen stellen.

Dabei geht es doch immer um unerfüllte Bedürfnisse. 

Ziel der GFK ist es, sich offen und aufrichtig mitzuteilen - und zwar ohne Kritik, Vorwürfe und Urteile.

Hilfreich ist hierbei das 4-Schritte-Modell:

- Beobachtung (was war der Auslöser, hierbei halte ich mich an die Fakten)

- Gefühl (wie geht es mir, welche Emotion ist derzeit präsent)

- Bedürfnis (was ist mein Anliegen, was wünsche ich mir)

- Bitte (was hätte ich gern, das der andere nun tut, damit mein Bedürfnis erfüllt ist)

 

Das Gespräch zwischen Lisa und ihrer Mutter könnte auch so klingen:

 

M: "In deinem Zimmer liegen zwei T-Shirts auf dem Boden und auf dem Bett stehen die Turnschuhe (Beobachtung). Ich bin enttäuscht (Gefühl), weil mir wichtig ist, dass die Wohnung ordentlich aussieht. Denn ich möcht mich zuhause wohlfühlen (Bedürfnis). Wirfst du bitte die T-Shirts in die Wäsche und bringst die Schuhe raus an die Garderobe (Bitte)?"

Lisa wird hier keinen Vorwurf hören. Sie versteht, wie es ihrer Mutter geht und was diese braucht, ohne für deren Gefühl verantwortlich gemacht zu werden. 

Bedürfnisse sind allen Menschen gleich und damit nachvollziehbar.

All das erhöht die Chancen auf Lisas Kooperation. 

 

Selbst wenn Lisa mit "Nein" antwortet, hat die GFK nicht versagt.

Denn es geht nicht darum, andere Menschen dazu zu bringen, zu tun, was wir möchten. Sondern es geht um ein wertschätzendes, mitfühlendes Miteinander.

 

Bei einem "Nein" von Lisa lohnt es sich zu schauen, welches Anliegen dahinter steckt.

Möglicherweise ist sie grade in eine andere Aufgabe vertieft. Oder ihr geht es darum, auch mitzubestimmen und ihre Autonomie zumindest in ihrem Kinderzimmer auszuleben. Ein sinnvolles Ziel hier ist es, Lisas Bedürfnisse zu hören und anzuerkennen. Es ist nicht mehr oder weniger wertvoll als das Bedürfnis der Mutter.

 

Wie bringt man nun die Anliegen der beiden unter einen Hut?

 

Wenn Lisa von ihrer Mutter hört

"Bist grad genervt, weil du gern selbst bestimmen möchtest, wie es in deinem Zimmer aussieht?"

oder "Klingt, als wärst du aufgebracht, wenn du das hörst, weil du auch mal selbst entscheiden möchtest, wann du was tust?",

dann tut es ihr sicher gut, mit ihren Wünschen und Anliegen ernst genommen zu werden. Dadurch entspannen sich oft die Emotionen schon sehr und die Beteiligten sind bereit, aufeinander einzugehen.

Bedürfnisse wollen in erster Linie gehört werden.

Idealerweise finden sich Lösungen / Strategien, die die Anliegen aller Beteiligten berücksichtigen (Konsens).

Bedürfnis der Mutter: Ordnung, sich zuhause wohlfühlen

Bedürfnis von Lisa: Selbstbestimmung

 

Mögliche Konsenslösungen könnten sein:

- Lisa räumt innerhalb eines bestimmten Zeitraums auf, wann es ihr am besten passt

- Lisa darf im Alltag mehr mitbestimmen und sorgt dafür, dass sie die Wäsche sofort in den Wäschekorb bringt

- Das Kinderzimmer bleibt Lisas Refugium und sie achtet im Rest der Wohnung mehr auf die gewünschte Ordnung

- und so weiter. Ausschlaggebend ist, dass beide zufrieden sind und die wertschätzende Verbindung wieder hergestellt ist.